Im Alter von 20 Jahren begann Otto Pankok sein Studium an den Kunstakademien in Düsseldorf und Weimar, das er aber im Frühjahr 1914 abbrach, um sich mit seinem Studienfreund Carl Lohse nach Dötlingen zu begeben, um sich hier autodidaktisch weiterzubilden. Bereits im Herbst 1914 zeigte er seine ersten Dötlinger Arbeiten in Oldenburg. Im selben Jahr unternahm er eine Studienreise nach Holland und reiste für unbestimmte Zeit nach Paris. Doch bereits nach zwei Monaten kehrte er nach Dötlingen zurück, wo Freunde und Kollegen ihn wiederholt auf Wochen besuchten, unter ihnen Gert Heinrich Wollheim, Werner Gilles, Hermann Hundt und Richard Gessner.
Vermutlich wurde er von einem Oldenburger Künstler, der in Weimar studierte, auf das Dorf, das seine historische Eigenart, Ländlichkeit und Ursprünglichkeit bewahrt hatte, hingewiesen. Dötlingen war für Otto Pankok kein Zwischenaufenthalt, sondern eine bedeutende Etappe, begonnen 1913 nach seinem Bruch mit der Akademie. Es folgte die erste Periode seiner freien Künstlerexistenz, die durch die historische Entwicklung und die Einberufung zum Wehrdienst abrupt beendet wurde.
Es begann ein herrliches Jahr in Dötlingen in ungeheurer Einsamkeit, ein Schwelgen in Kohle und Papier, ein Suchen nach dem Wesen des Menschlichen bei armen abgetriebenen Weibern und Taglöhnern, die wie aus dem Sandboden aufgewachsen waren, fraßen, was sie der Erde abrangen, in Tuberkulose und Schmutz hinstarben und wieder völlig zu Erde wurden. Ich suchte der Natur und den Elementen so nahe zu sein wie diese einfachen Menschen in ihren Hütten und auf ihren Feldern, zu denen mein Instinkt mich getrieben. Ohne dieses eine rauschhafte Jahr des Anfangs und der Bestätigung wäre die Folgezeit nicht ertragbar gewesen. Als es vorüber war, standen eines Tages feldgraue Posten an den Eisenbahnlinien.
Wie wenig Dötlingen als Zwischenschritt angelegt war, beweist Otto Pankoks im Sommer 1913 vollzogener Erwerb eines eigenen kleinen Hauses, des reetgedeckten Spiekers der Familie Meyer. Er ließ sich nieder, um hier mit seiner Kunst authentisch zu sein. Ähnlich unbeschönigt wie van Goghs frühe Werke hielten die Kohlezeichnungen Otto Pankoks fest, was er erlebte. Wenige Künstler stellten damals ähnlich genau ohne falsches Pathos und ohne Sentimentalität Armut und Not dar. Otto Pankok analysierte mit seinen Zeichnungen nicht, warum diese Menschen in Armut, Dreck und Krankheit lebten. Er zeigte ihr ungeschminktes Gesicht, das so zum Gegenbild, zur Entlarvung von Verdrängungen und glatten Oberflächlichkeiten der anerkannten Kunst des wilhelminischen Kaiserreiches am Vorabend des Ersten Weltkrieges wurde. Die romantische Landschaft des Huntetales, die Bernhard Müller vom Siel oft als Motiv angenommen hatte, spielt in Otto Pankoks Dötlinger Werk keine Rolle. Typisch für Otto Pankok sind großformatige Kohlegemälde (monochrom). Er hat ein umfangreiches druckgrafisches Werk hinterlassen. Seine Holzdrucke und Monodrucke sind im Gegensatz zu den Gemälden oft von einer zurückhaltenden Farbigkeit. Die Bilder zeigen Menschen, Tiere und Landschaften, realistisch und expressiv. Über viele Jahrzehnte widmete er sich inhaltlich vor allem dem leidenden Menschen und den Menschen am Rande der Gesellschaft. Auf seinen vielen Reisen malte er die Verarmten und Ausgestoßenen ebenso wie wilde Landschaften in strömendem Regen oder stürmischem Wind.
Eines seiner bekanntesten Werke ist der 1950 geschaffene Holzschnitt „Christus zerbricht das Gewehr“. Otto Pankok war Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Sein Lebenswerk umfasst über 6000 Kohlezeichnungen, fast 800 Holzschnitte, über 800 Radierungen, ungefähr 500 Lithographien, Steinschnitte und Monotypien sowie zahlreiche Zeichnungen für die Düsseldorfer Zeitung „Der Mittag“ und über 200 Plastiken. Die Otto-Pankok-Gesellschaft kümmert sich um die Pflege seines Werkes.
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