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WAS WIR SEHEN, BLICKT UNS AN – Christine Henke

Sie sind herzlich eingeladen zur Ausstellungseröffnung am Freitag, den 26.04.2019 um 19.00 Uhr.

Christine Henke, geboren 1962 und aufgewachsen im Allgäu, schloss 1992 ihr Studium mit dem Diplom Kommunikationsdesign/ Schwerpunkt Fotografie an der FH Hamburg ab. Sie ist seit 1992 freiberuflich tätig im Bereich Porträt-, Natur- und Experimental-Fotografie und beteiligt sich seit mehr als 20 Jahren regelmäßig an Ausstellungen (u.a. Palazzo Venezia Rom, Photokina Köln, Bürgerschaft Bremen, Wilhelm Wagenfeld Haus/Design Zentrum Bremen, Landesmuseum Emden, Landesmuseum Oldenburg, Nordwolle Delmenhorst, Kunsthalle Worpswede, RAW Photofestival, Worpswede). Christine Henke gewann den Fuji European Photo Press Award auf deutscher Ebene und kam in die Endjury des Mainzer Kunstpreises Eisenturm.

Die Bremer Künstlerin arbeitet seit einigen Jahren auch in historischen Arbeitstechniken mit dem nassen Kollodiumverfahren und der Lochkamera. Daneben liegt ihr Schwerpunkt in der Auftragsarbeit beim Portrait, denn hier kann sie den Menschen in seiner Besonderheit darstellen. Im Wunder des Analogen steckt für sie die Seele des Imperfekten und der Einzigartigkeit. So entstanden auch zahlreiche Polaroids, die auf besondere Weise in der Ausstellung gezeigt werden.

Christine Henke, Fingerhut

Der Focus ihrer Arbeit liegt in der Beobachtung von Menschen und Natur. In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sie sich mit der romantischen Idee auseinander. Die Aufhebung der Grenzen zwischen der inneren und äußeren Entwicklung. Ein anderer wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist der sorgfältige Umgang mit Licht. Die Fotografien von Christine Henke zeigen die Schönheit in der Natur und die Schönheit eines jeden Lebewesens. Sehr wichtig ist ihr dabei die Aufmerksamkeit auf politische und gesellschaftliche Fragen des Lebens und der Natur zu thematisieren:

Ich denke, wir können nur das beschützen was wir kennen, sehen und lieben.

In der Ausstellung „Was wir sehen, blickt uns an.” zeigen Christine Henkes Fotografien in verschiedenen Techniken das Thema Natur und hier vor allem Blüten. Eine faszinierende Schönheit der Natur, die aber zwiespältige Gefühle beim Betrachtenden auslöst. Blüten als Symbol für neues Leben, das im Frühling erwacht und den Kreislauf der Natur repräsentiert.

Natur ist schön, in der Natur können wir ganz nah bei uns selbst sein. Seit dem ersten großen Auftritt der Natur in der Kunst im 17. Jahrhundert, als die französischen Maler Nicolas Poussin und Claude Lorrain Ideallandschaften als Kulisse für mythologische, allegorische oder religiöse Themen ersannen, bestimmt nicht mehr die Natur selbst die Naturwahrnehmung, sondern die Bilder von der Natur. Wir empfinden Ehrfurcht vor einer nebelverhangenen Bergwelt und Glücksgefühle beim Betrachten einer Blumenwiese. Die Weite des Ozeans steht für die Suggestion von Freiheit.

Nachdem die Impressionisten der Landschaft um 1900 noch einmal zu einem großen Auftritt in der Malerei verholfen haben, verlor das Motiv in der zweiten Hälfte des 20. Jhds an Bedeutung. Seit der Jahrtausendwende erlebt das Genre eine Renaissance. In einer Zeit, in der ein Magazin wie „Landlust” eine höhere Auflage als der „Spiegel” hat, sind Landschaftsthemen auch in der Kunst wieder verstärkt präsent.

Doch etwas Grundlegendes hat sich geändert: Die Landschaft hat ihre Unschuld verloren; eine „unberührte” Natur existiert allenfalls noch in unseren romantisch verklärten Fantasien. Im Zeitalter des Menschen – dem Anthropozän – in dem sich der Mensch die Natur zunutze gemacht, sie ausgebeutet und damit auf einschneidende Weise verändert hat, ist er heute für sie verantwortlich. Ein Landschaftsbild – vor allem, wenn es sich um eine Fotografie handelt – lässt sich daher kaum mehr unbefangen betrachten, weil es uns daran erinnert, dass wir Verantwortung tragen – mit jedem Flug den wir buchen, jedem Kapselkaffee, den wir trinken. Unser Verhältnis zur Natur ist komplex: Wir sehnen uns nach etwas, dem wir zugleich den Garaus machen.

So liegt ein Teil der Schönheit, die wir der Natur zusprechen und in Christines Henkes Fotografien finden, auch darin begründet, dass unser Wissen um den Klimawandel den Szenen einen melancholischen Beigeschmack gibt.

Christine Henke, Cornelkirsche

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