L

LICHT & LINIE – Herbert Blazejewicz und Hannes Clauss

Sie sind herzlich eingeladen zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 16.06.2019 um 11:30 Uhr.

Die Ausstellung „Licht & Linie” zeigt die Arbeiten der Künstler Herbert Blazejewicz (Hude) und Hannes Clauss (Oldenburg). Die Werke beider Künstler und langjähriger Mitglieder des BBK zeigen sich eher monochrom, denn Linien und Schattierungen geben jedem Ausstellungsstück seine ganz eigene Kraft und Struktur, die häufig erst nach längerer Betrachtung und Wechsel der Blickperspektive voll zur Geltung kommen. Je nach Einfall des Lichts treten diese oder jene Linien mehr hervor, werden die verschiedenen Strukturebenen und Konturen unterschiedlich stark sichtbar.

Hannes Clauss

Hannes Clauss

Der 1949 in Würzburg geborene Künstler und Musiker Hannes Clauss wird in der Ausstellung „Licht & Linie” Stockbilder, Papierarbeiten und Tuschezeichnungen zeigen. Nach dem Erlernen mehrerer Berufe in der Druckindustrie studierte Hannes Clauss in Braunschweig an der Hochschule für Bildende Künste Freie Kunst und beendete sein Studium als Meisterschüler von Professor Roland Dörfler. Danach folgte ein Studium an der Musikhochschule Hannover und Hamburg und Dozententätigkeiten an den Musikschulen Delmenhorst und Oldenburg, zudem bundesweite Workshops, nationale und internationale Konzerte, regionale und nationale Ausstellungen. Heute arbeitet Hannes Clauss sowohl im musikalischen als auch im bildnerischen Bereich. Als Bildender Künstler und Jazzmusiker ist er in zwei Künsten zu Hause. Als bildender Künstler bewegt er sich stilistisch zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, als Musiker zwischen freiem und gebundenem Spiel. Hannes Clauss lebt und arbeitet in Oldenburg und kann auf 30 Jahre Ausstellungstätigkeit zurückblicken.

Hannes Clauss, „Quint”, 50 x 60 cm, 2017, Haselnuss, Gaze, Acryl

Die Stockbilder sind ein Ergebnis des Versuches, die vorgegebene Bildfläche zu erweitern. Die Stöcke wuchern also aus dem Bildgeviert heraus und erobern so den umliegenden Raum. Bei der Bildherstellung und Bildbetrachtung wird dadurch das Umfeld bewusst miteinbezogen, der Raum gewinnt als zusätzlicher Aspekt des Bildes an Bedeutung. Ebenso ist das Licht ein bewusst gestalterisch eingesetztes Moment, da die Stöcke durch Schatten und Reliefwirkung zusätzliche Gestaltungsmomente liefern. Bei den Stockbildern, die mit „Vorbau“ arbeiten, also die dritte Dimension stark betonen, tritt das Bild buchstäblich an den Betrachter heran. Der Blick wird durch das aufmontierte Material geleitet und verändert die dahinter liegende, gestaltete Bildfläche je nach Position des Betrachters. Bei den neueren Arbeiten sind gitterartige oder rostartige Aufbauten zu sehen, durch die die unterlegte Farbe durchscheint, manchmal geradezu durchglüht. Im aktuellen Gestaltungsprozess verändert sich das zugrundeliegende Format weg vom ruhigen Quadrat hin zum spannungsreicheren Rechteck, Stockgruppierungen wie Zwei-, Drei- oder Fünfteilungen treten auf. Auch stark gebogene Ruten werden verwendet, die auf den Betrachter zustreben. Ruhe, Schichtung und Struktur sind bei diesen Arbeiten von Interesse, die Farbe wird zunehmend wieder verdrängt.

Hannes Clauss, „Papier 5″, 20 x 20 cm, 2016, Papier gepunzt

In den Papierarbeiten hat das Licht eine noch stärkere Bedeutung. Das Papier wurde in diesen Werken gepunzt, gestochen, geschnitten, gefaltet oder belichtet. Beim Punzen bilden sich geradezu aufblühende Papierstrukturen. Bei den Bildern, bei denen die Punkte im Quadrat oder Kreis gesetzt wurden, wölbt sich der Werkstoff und nimmt Reliefformen an. Durch Stechen oder Schneiden und anschließendes Falten entstehen durch den Schattenwurf des Lichts ornamentale Strukturen. Beim Belichten von holzhaltigem Papier (Finnpappe) lässt der Künstler das Licht für sich arbeiten.

Hannes Clauss, „Head” (grün), 26,5 x 35,5 cm, 2018, Tusche, Wachskreide

Die Heads – Zeichnungen mit Tusche, Wachskreide und Graphit auf Papier – beschäftigen sich mit dem Thema Kopf/Portrait. Der Künstler legt dabei keinen Wert auf physiognomische Ähnlichkeit, sondern nutzt den Kopf als Projektions- und Spielfläche. Angeregt zu diesen Werken wurde er u.a. durch die Lektüre des Buches „Faces“ von Hans Belting, in dem der Kunstwissenschaftler sich mit der Geschichte des Gesichts beschäftigt, die bei den ersten Masken der Steinzeit beginnt und mit den Gesichtern endet, die die modernen Massenmedien produzieren. Beltings Einsicht, dass Masken oft verwendet wurden, „weil man mehr Gesicht brauchte, als der Körper es hergab“ hat hierbei maßgeblich das künstlerische Schaffen beeinflusst.

Herbert Blazejewicz

Herbert Blazejewicz

Herbert Blazejewicz wird in der Ausstellung Objekte aus Acrylglas und Wandbilder aus Leichtmetallfolie zeigen.

Herbert Blazejewicz wurde im Jahr 1940 in Wilhelmshaven geboren. Er studierte von 1965 bis 1968 an der pädagogischen Hochschule Oldenburg bei Professor Reinhard Pfennig. Dort lernte er surrealistische Verfahren wie Décalcomanie, Frottage und Collage kennen. Blazejewicz war über 30 Jahre lang als Lehrer an Oldenburger Schulen tätig und arbeitete als Schulbuchautor. 1992 ließ er sich vom Schuldienst beurlauben, um wiederum intensiv künstlerisch arbeiten zu können. Seit 2004 ist er Mitglied im BBK. Von 2006 bis 2010 war er Vorsitzender des BBK-Oldenburg.

Bei seiner künstlerischen Arbeit interessiert Herbert Blazejewicz die Poesie, die von Materialien und einfachen Formen ausgehen. Holz, Blech, Glas, Papier und in den letzten Jahren vor allem Acrylglas sind seine vorrangigen Werkstoffe. Dabei nutzt er Ihre jeweiligen Eigenschaften, z.B. das Glatte, den Glanz, das Raue, die Struktur der Oberflächen, manchmal durch Farben oder Pasten verstärkt oder zurückgenommen. Licht und Raum sind für ihn wichtige Gestaltungsmittel. Es entstehen Bilder, Wandobjekte sowie freistehende Formen, z.B. klare Stelen, in denen die Ruhe der senkrechten und waagerechten vorherrscht. Auf manchen Objekten gliedern Kratzer und Falten, Geschabtes und Verwischtes die Flächen. Bei anderen verändern Reflexionen, Transparenz und Lichtbrechung die Wahrnehmung vielfältig.

Herbert Blazejewicz, Transparenz, Raum, Reflexion 5, Acrylglas, kalt geschweißt, 80 x 15 x 15 cm

Seit gut 10 Jahren baut er aus Acrylglas Objekte – zunächst geschlossene Gebilde, deren Oberflächen mit Seidenpapier beklebt oder angeraut wurden. In jüngerer Zeit entstehen offene Formen, anschaulich frei schwebende, optisch aufgelöste leichte Objekte. Sie erscheinen neben Licht- und Spiegelreflexionen vor allem durch Schatten, wobei das Tageslicht lebendigere Auswirkungen als Kunstlicht hervorruft. Eine besondere Spezies der offenen Formen stellen Stelen dar, die auf kleiner Grundfläche an die zwei Meter Höhe erreichen. Da sie in ihrer Gesamtheit nur aus einigem Abstand zu erfassen sind, lösen sie sich – von Reflexionen abgesehen – bis auf ihre Kanten, die als dunkle Linien sichtbar erscheinen, weitgehend auf. In Konsequenz der materiellen Auflösung stehen die Stelen nicht auf Sockeln oder Postamenten, vielmehr wachsen sie aus dem Boden – aus Rasen- oder Kiesflächen.

Herbert Blazejewicz, Transparenz, Raum Reflexion 2, Acrylglas, kalt geschweißt, 200 x 30 x 30 cm, 2017

An die Seite der aus massiven, starren Platten bestehenden Acrylglasobjekte treten oberflächenbewegte Objekte aus dünner, mehrschichtiger aufgespannter Alufolie. Auch diese Oberflächen werden teils bis zur Rissbildung aufgeraut; die dortigen Stellen durch Auf- und Abtragen von Acrylfarbe als Spuren betont.

Herbert Blazejewicz, „Lefo 4″, Leichtmetallfolie auf Holz, Acryl, 47 x 37 cm

Herbert Blazejewicz sieht sich als Materialist. Bereits zur Schulzeit erkannte er in manch alten Fundstücken eine reizvolle Sinnlichkeit. So wurden etwa verwitterte Banderolen alter Konservendosen als konkrete Bilder gerahmt. Zeitgleich zeichnete er reale Objekte wie etwa Schiffe. Die aktuellen konkreten Arbeiten benötigen keine Titel; sie haben keine realen Bezüge, sondern entstehen vielmehr aus sich selbst heraus. Asketisch, ruhig, klar und zurückgenommen sollen sie in ihrer Einfachheit eine in den Bann ziehende Wirkung durch Licht-(Einwirkung) erzielen.

Es gibt keine Kommentare

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.